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Geschichte

Das
heutige Museum "Heimatstuben" hat seinen Ursprung im Haus des
"alten Schlosser Grimm". Das 1702 erbaute Fachwerkhaus war bis
1969 bewohnt, stand dann zum Verkauf und ging schließlich in den Besitz
der Gemeinde über. Zu dieser Zeit suchte auch der 1992 verstorbene
Etzenroter Kunsthandwerker Walter Schreier Räumlichkeiten für seine Tätigkeit.
Bürgermeister Alfred Ohl stellte ihm dazu das leerstehende Haus in der
Stuttgarter Straße 23 zur Verfügung, allerdings verbunden mit der
Auflage, ein Museum einzurichten. Walter Schreier fand für diese Aufgabe
in Norbert Schönherr, einem Zahntechniker, der 1982 verstarb, einen
gleichgesinnten Partner. Bald erkannten jedoch beide, dass für die
gestellte Aufgabe auch Handwerker erforderlich sind.
Helmut
Scheib, Malermeister aus Reichenbach, war von der Idee ebenfalls angetan
und stellte beiden für die Renovierung sein Gerüst unentgeltlich zur
Verfügung. Nachdem sich ein halbes Jahr nichts getan hatte, packte Scheib
notgedrungen selbst mit an, um, wie er selbst in Heimatabenden erzählt,
sein Gerüst endlich wiederzubekommen. Für die anfallenden Holzarbeiten
konnte Schreinermeister Josef Taller, der "Taller – Sepp",
gestorben 1984, begeistert werden.
Das
vierköpfige Team wirkte daraufhin drei Jahre lang mit rund 3.000
ehrenamtlich erbrachten Arbeitsstunden im Haus. Gipsdecken wurden
entfernt, Balken freigelegt und Estrich abgetragen. In der Küche wurde
ein Backofen originalgetreu und funktionsfähig nachgebaut. Im Mai 1979
konnte schließlich das Museum eröffnet werden.
Heute
sind die Heimatstuben vollständig eingerichtet, mit Küche, zwei Stuben,
einer Spinnstube, Schlafkammer, Kinderzimmer und Geräteraum - so wie es
früher in diesem Haus ausgesehen hatte. Viele der Einrichtungsgegenstände
wurden von Waldbronner Bürgern zur Verfügung gestellt.
Vor
dem Haus steht ein alter Brunnentrog, wie er früher bei vielen Häusern
gang und gebe war. Auch er hat seine Geschichte und seine Entdeckung war
mehr dem Zufall zu verdanken. Bei Arbeiten im Außenbereich stieß Helmut
Scheib auf den im Erdreich vergrabenen Brunnentrog. Er legte ihn frei und
der Brunnen fand dann seinen Platz vor den Heimatstuben.
Die
Verleihung einer Medaille und Überreichung eines Geldpreises durch den
damaligen Ministerpräsidenten Dr. Hans Filbinger im Neuen Schloss
Stuttgart waren die Anerkennung für diese "Kommunale Bürgeraktion".
Helmut Scheib, noch einziger aktiver Mitbegründer, wurde 1989 für seine
Verdienste mit der Landesehrennadel in Silber ausgezeichnet.
Doch
das Erreichte ließ die Vier nicht ruhen. Museum - ja! Aber könnte man
nicht in den Wintermonaten Heimatabende veranstalten? Bürgermeister Ohl
war begeistert und hatte auch gleich das richtige Rezept: "Ein
Wirtshaus darf's nicht werden!" Schnaps und Most, ein deftiges
Vesper, Lieder und originelle Begebenheiten aus den alten Zeiten sollten
das Programm markieren. Auch die Frage nach dem Most war bald geklärt:
"Die Gemeinde hat viele Obstbäume, dieses Obst kann gesammelt
werden!" Also machten sich die Heimatstübler daran Obst zu sammeln,
wobei es, wie Helmut Scheib erzählt, auch zu einem kleinen Problem kam:
"Einer meinte, alle Obstbäum ghören der Gemeinde!" Das Obst
jedenfalls mosteten die Heimatstübler selbst und im September 1979 fand
der erste Heimatabend statt.
In
der Amtszeit von Bürgermeister Albrecht Glaser kamen neue Impulse. Durch
die "Heimatstübler" sollte die neue "Waldbronner
Tracht" vorgestellt werden. Am 7. September 1985 konnten sich die
"Heimatstübler" im Kurhaus bei der Rundfunksendung "Damals
und Heute" mit ihrer Tracht und dem Lied "Waisch noch, Karle,
damals" vorstellen.
Aber
auch weiterhin waren die "Heimatstübler", wie sie in
Reichenbach inzwischen genannt wurden, aktiv. Zur 700 – Jahr – Feier
der Gemeinde Waldbronn initiierten sie den Bau eines Backhäuschens hinter
den Heimatstuben und legten auch selbst tatkräftig mit Hand an. Bis zum
heutigen Tag wird hier einmal wöchentlich Brot gebacken. Die jetzt fällige
Renovierung und Verbesserung des Backhäuschens, auf dem ursprünglichen
Grundstück der Heimatstuben angesiedelt, wird ebenfalls vom Verein
"Heimatstuben e.V." finanziert werden.
Dass
die "Heimatstübler" ihr Haus pflegen und hegen und mit ihm auch
zur Verschönerung des Dorfbildes beitragen, lässt sich auch daran
ablesen, dass sie beim Blumenschmuckwettbewerb 2001 der Gemeinde
Waldbronn, nicht zum ersten Mal übrigens, von einer unabhängigen Jury
mit einem ersten Preis ausgezeichnet wurden.
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